Samstag, 24. November 2012


Chor der Zivilisationen aus Antakya



Adresse: Geschwister-Scholl-Platz (früher Wilhelmstraße 7)
72074 Tübingen 



Chor der Zivilisationen aus Antakya


Sehr geehrte Damen und Herren,

der Süddialog e.V. präsentiert Ihnen voller Stolz:

Den Chor der Zivilisationen aus Antakya, "Live in Concert".

Datum: 21.12.2012
Ort: Festsaal, Neue Aula der Universität Tübingen.
Beginn: 19 Uhr
Dauer: 2 Stunden



Der Chor der Zivilisationen ist ein interreligiöser Chor, der sich im Gedanken der Friedensförderung gegründet hat. Ihm gehören Nonnen, Mönche, Imame, Lehrer, Rentner, Studenten und Selbstständige an.

Der Chor der Zivilisationen bringt Ihnen die sakrale Gesänge der drei großen monotheistischen Religionen in einer einzigartigen Collage aus Klang und Kultur: Gesungen wird in den Sprachen Europas und des nahen Ostens - u.a. auf Hebräisch, Lateinisch, Türkisch, Arabisch, Aramäisch, Armenisch, Kurdisch und auch auf Deutsch.

Der Chor möchte auf diese Weise ein Zeichen für eine aktive, religionsbejahende Kultur des Friedens setzten und diese kräftigen. 2012 ist er für seine Arbeit für den Friedensnobelpreis nominiert worden.

In Kooperation mit der Stiftung für den interreligiösen Dialog "Stuttgarter Lehrhaus e.V" und dem Stuttgarter Verein "Begegnungen e.V." konnten wir diesen international bekannten Chor für einen Auftritt in Tübingen gewinnen.

Lassen Sie sich von den Klängen verzaubern und vom Geist des Friedens berühren.

Weitere Informationen finden Sie unter
www.sueddialog.de/news/chor-der-zivilisationen-aus-antakya.html.

Karten können sie bei reservix.de bestellen
http://www.reservix.de/off/login_check.php?id=c6ec16e8cf3cd5077514ebef590a1f763d4616b372ef8900411779bf6bedf213&vID=10300

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Süddialog e.V.

Mittwoch, 14. November 2012




Der verehrte Lehrer: Fethullah Gülen

Prediger Fethullah Gülen / Tue Gutes, und lasse es wirken


09.11.2012 · Der türkische Prediger Fethullah Gülen lebt seit 13 Jahren in den Vereinigten Staaten. Er
verlässt kaum noch sein Haus in Sailorsburg. Trotzdem ist er überall. Auch in Amerika ist ein
weitverzweigtes Netz seiner Anhänger entstanden.

Von Rainer Hermann

Kein Schild weist auf die Abzweigung und den schmalen Feldweg hin. Er führt durch nebligen und
herbstlich gefärbten Laubwald zu einem Anwesen mit acht Häusern. An diesen einsamen Ort zog sich
vor 13 Jahren Fethullah Gülen zurück, der einflussreichste Prediger des türkischen Islams. Das
Militär, damals noch mächtig, hatte ihn aus der Türkei vertrieben. Von Krankheiten geplagt, ließ er
sich in amerikanischen Krankenhäusern operieren. Seither hat er das Anwesen kaum verlassen. Die
Vereinigten Staaten gaben ihm Visum und Aufenthaltsrecht. Doch auch aus der Ferne blieb der 74
Jahre alte Gülen in der Heimat ein mächtiger Mann. Sein Einfluss war es, der aus den anatolischen
Muslimen eine dynamische Mittelschicht schuf. Gülen ist die Stimme dieser „schwarzen Türken“.
Die „weißen Türken“, das sind die Anhänger Kemal Atatürks, die Anhänger des Kemalismus, die
Ideologie der urbanen, gebildeten und säkularisierten Oberschicht Istanbuls, später auch Ankaras. Sie
herrschte über die Türkei und blickte mit Verachtung auf die Anatolier herab, die ungebildet waren,
provinziell, arm und fromm. Motiviert durch Gülens Lehren, strebten nun viele nach Bildung und
wurden wohlhabend, blieben aber weiter fromm. Da Gülen die kemalistische Elite wirkungsvoll in
Frage stellte, erklärte sie ihn zum Staatsfeind. Seine Rückkehr würde Gräben aufreißen. Deshalb bleibt
der konfliktscheue Gülen in Sailorsburg in Pennsylvania.

Seine Botschaft hören Millionen
Ein wenig erinnert das 5,5 Hektar große Anwesen an Gülens Heimat. Er wurde 1938 nahe Erzurum
geboren, weit hinten im Osten Anatoliens. Es ist eine wilde Gegend. Manchmal werden Braunbären
gesichtet, bald wird sich der Schnee türmen wie in den Wintern von Erzurum. Als türkische
Unternehmer, die sich in der Stiftung „Goldene Generation“ zusammengefunden hatten, das Stück
Land 1993 für 175.000 Dollar kauften, standen in den Wäldern nur ein paar Blockhütten. Dann ließ
die Stiftung acht Steinhäuser bauen und einen Park anlegen. Und sie lud Gülen 1999 ein, sich hier
niederzulassen.

Unten, am tiefer gelegenen See, spielen Kinder der Besucher Fußball. Zur Mittagszeit treffen sie sich
alle in der Waldlichtung in einem Kösk, einem Gartenpavillon der Art, in dem auch Osmanen im
Grünen tafelten. Auf dem Speisezettel steht traditionelle türkische Küche: Linsensuppe, in Olivenöl
eingelegtes Gemüse, Köftefrikadellen mit Reis, Tee in kleinen geschwungenen Gläsern. Gülen kann
den Weg zum Gartenhaus nicht mehr gehen. Nach zahlreichen Bypass-Operationen bereiten ihm nun
die Knie Schwierigkeiten. Er verlässt das Haus nur noch selten, meistens nur, um sich in einem nahe
gelegenen Krankenhaus untersuchen und behandeln zu lassen. Gülen führt ein abgeschiedenes Leben.
Seine Botschaft aber hören Millionen.

Ein Aufzug fährt in den ersten Stock des Hauses, das innen an ein schlicht-elegantes osmanisches
Wohnhaus erinnert und mit einem Minimum an Möbeln auskommt. In diesem Stockwerk wohnt und
wirkt der Hocaefendi („der verehrte Lehrer“), wie ihn seine Anhänger ehrfürchtig nennen. Selten gibt
er Interviews, ständig umgeben ihn aber sein türkischer Leibarzt und ein paar Vertraute. Am
Vormittag hat er, wie jeden Tag, ein Dutzend junger Theologen unterrichtet, die er in privaten Studien,
die zwei Jahre dauern, zu seinen Schülern ausbildet. Zweimal in der Woche zeichnen sie eine Predigt
auf, stellen sie ins Netz (www.herkul.org), so dass Fernsehstationen sie aufgreifen können.
Das Interview ist für die Zeit nach dem islamischen Mittagsgebet vereinbart. Dann empfängt Gülen
Gäste. Von ihnen will er wissen, was sich draußen in der Welt tut, immer wieder hakt er nach. Danach
wird er wieder lesen, schreiben und beten. Legendär ist, mit wie wenig Schlaf er auskommt. Jeder Tag
ist minutiös durchstrukturiert. Seinen Anhängern predigt er, die verfügbare Zeit gut zu nutzen, und er
hält sich selbst daran, ohne in Hektik zu verfallen. Seine Anhänger sagen, er vereine Demut mit
Charisma. An der Wand hinter ihm tickt leise eine Uhr. Sie wird nie auf Sommerzeit umgestellt. Die
Zeit sei immer gleich, sagt Gülen.

Unvereinbarkeit von Islam und Gewalt
Schwungvolle Kalligraphien schmücken die Wände. Sie passen sehr gut zu der Art und Weise, wie
Gülen spricht. Er spricht nicht das nüchterne moderne Türkisch. Ihn hätten auch die Osmanen
verstanden. Heute ist es selbst für Türken eine Herausforderung, ihm zu folgen. In langen Sätzen
verknüpft er Suren aus dem Koran, Aussprüche des Propheten und die Erfahrungen der Mystiker mit
den Erfordernissen der modernen Welt, führt die Welt des Glaubens und der Lebenswirklichkeit
zusammen. Er erklärt die Bedeutung von Bildung und unternehmerischem Erfolg, die Vereinbarkeit
von Islam, Moderne und Demokratie, auch die Unvereinbarkeit von Islam und Gewalt. Seine
Anhänger sollen mit eigener Hände Arbeit Wohlstand schaffen und nicht vergessen, diesen Wohlstand
auch unter Bedürftigen zu verteilen.

Der amerikanische Bundesstaat Pennsylvania hat schon immer religiöse Menschen angezogen, die
abgeschieden von den pulsierenden Städten ihren Glauben leben wollten. Die frühen Einwanderer, die
sich auf den fruchtbaren Böden Pennsylvanias niederließen, waren fromme Leute. Wer von
Philadelphia Richtung Westen nach Sailorsburg aufbricht, fährt durch Quakertown und Emmaus.
Abzweigungen weisen nach Hamburg und Lebanon, auch nach New Tripoli. Der Weg nach
Sailorsburg führt durch Bethlehem und Nazareth.

Mehr als 1000 Privatschulen gegründet
Nur ein paar Autostunden trennen Sailorsburg von Manhattan. Und doch liegen Welten dazwischen.
Gülen aber ist überall. Alp Aslandogan blickt vom Fenster seines Büros im sechsten Stockwerk in die
steinerne Häuserschlucht der 5th Avenue. 1991 war er aus der Türkei nach New York gekommen, um
in Computerwissenschaft zu promovieren; noch heute lehrt er an einer Universität. Daneben arbeitete
er viele Stunden ehrenamtlich „für Hizmet“, wie Gülens Anhänger ihre Bewegung nennen, die in
Deutschland auch als Gülen-Bewegung bekannt ist. Unternehmer, die Gülen nahestehen, haben in 130
Ländern mehr als tausend Privatschulen gegründet, auch in Deutschland und den Vereinigten Staaten.
Aslandogan hatte bereits 1993 als Student die kleine „Milchstraßenstiftung“ gegründet, um Kindern
türkischer Einwanderer am Wochenende zu helfen, in der Schule erfolgreich zu sein. 1999 wurde die
Stiftung eine private Schule.

„Wir wollten weder die dominante Kultur kopieren noch uns ihr verweigern. So wollten wir unsere
Herkunft bewahren“, sagt Aslandogan. „Wir wollten den Eltern helfen, die amerikanische Kultur zu
verstehen, und den Kindern, die Werte ihrer Eltern zu bewahren, aber auch produktive Bürger dieses
Landes zu werden.“ In zwei Jahrzehnten ist in New York aus solchen Aktivitäten ein weitverzweigtes
Netz vielfältiger gesellschaftlicher Aktivitäten entstanden. Beispiele sind in Manhattan das „Turkish
Cultural Center“ und das „Peace Islands Institute“.
Das Kulturzentrum organisiert englische und türkische Sprachkurse, bereitet Kinder auf Prüfungen
vor, hilft den Erwachsenen, sich als Wähler zu registrieren und als Selbständige erfolgreich zu sein; in
Israel forstete es nach einem großen Waldbrand einen Wald auf, in Haiti baute es nach dem Erdbeben
eine neue Schule. Als Dialogplattform wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 das
„Pacific Islands Institute“ ins Leben gerufen. Dort sprechen amerikanische Politiker und ausländische
Botschafter, Rabbis und buddhistische Mönche, muslimische Familien laden nichtmuslimische
Familien ein.

Einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt
Die Kulturzentrum und das „Pacific Islands Institute“ sind nur zwei der 218 zivilgesellschaftlichen
Vereinigungen, die in den Vereinigten Staaten Gülen nahestehen und sich im Mai 2010 im
Dachverband „Turkic American Alliance“ zusammengeschlossen haben. Seinen Sitz hat er in
Washington, D.C., zwischen dem Capitol Hill und den Studios von CNN. Wie in den New Yorker
Büros ist auch hier der Personenkult um Atatürk verschwunden, an den Wänden hängt kein Relief des
ewig lächelnden Gründers der Republik. Wie wichtig der Dachverband bereits ist, zeigte sich, als sich
bei seinem letzten Galaabend sieben Senatoren und 53 Abgeordnete die Ehre gegeben haben. Zum
Dachverband gehört auch „Rethink“, die einzige private türkische Denkfabrik in den Vereinigten
Staaten. Der 38 Jahre alte Politologe Fevzi Bilgin, ein ehemaliger Professor an der University of
Pittsburgh, versorgt den amerikanischen Politikbetrieb von hier aus mit Studien zu aktuellen Themen
der Türkei und des Nahen Ostens.

Noch eine kräftige Spur Gülens im amerikanischen Leben ist Emre Çelik, ein Australier türkischer
Herkunft und Computeringenieur. Auch er hatte vor zwei Jahrzehnten in Sydney, zunächst in
Garagen, türkischen Jugendlichen in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie auf die Sprünge
geholfen. Heute leitet er einen Steinwurf vom Weißen Haus entfernt das nach einem türkischen
Mystiker benannte „Rumi Forum“. In seinem Vorstand sitzen Juden und säkulare Amerikaner; seine
Mittagessen, bei denen meist prominente Politiker oder Diplomaten sprechen, werden von vier
Fernsehstationen direkt übertragen.

Çelik versteht sich als „Mainstream-Muslim“. Diesen Islam will er in der pluralistischen Gesellschaft
Amerikas stärken. In Australien hatte ihn zunächst Saidi Nursi (1876 bis 1960) in den Bann gezogen,
der spirituelle Mentor Gülens. Nursi habe in den Islam Fragen des Zweifels eingeführt, sagt Çelik, er
habe gelehrt, in der westlichen Zivilisation das Gute zu sehen und zu übernehmen, habe dazu
aufgefordert, die drei Grundübel Armut, Spaltung und Unwissenheit zu überwinden. „Was Nursi
theoretisch formuliert hat, setzt Gülen heute in die Praxis um.“ Als entscheidenden Beitrag Gülens
sieht Çelik dessen Konzept der Gottgefälligkeit. „Damit veranlasst Gülen die Menschen, in dieser
Welt zu handeln, um sich für das Jenseits Verdienste zu erwerben.“

Heimlicher Kardinal in Diensten des Papstes
Von zwei Seiten werde die „Hizmet-Bewegung“ angegriffen, sagt Gülen. Die einen setzten die
Aktivitäten von „Hizmet“ mit „Islamismus“ gleich; ihnen wirft er Ignoranz vor. Bei den anderen
schüttelt er nur den Kopf. Sie unterstellten ihm „Verrat am Islam, Knechtschaft zu den Vereinigten
Staaten und Israel sowie Propaganda für das Christentum und Judentum“. Ein türkischer Staatsanwalt
bezeichnete ihn einmal sogar als heimlichen Kardinal in Diensten des Papstes. Der häufigste Vorwurf
der Kritiker aber lautet, die Bewegung ziehe heimlich eine islamistische Elite heran, die einen
Umsturz vorbereite, etwa in der Türkei; sie sei intransparent und wie ein Geheimbund organisiert.
Solche Kritiker suchen in der Tat Organisationsstrukturen, die es nicht gibt. Der mystische Sufiislam,
in dessen Tradition Gülen steht, kennt keine Hierarchie, und als in der Türkei die Generäle noch das
Sagen hatten, wäre es zudem gefährlich gewesen, sich erkennbare Strukturen zu geben. „Mein Leben
und meine Werke stehen jedem offen“, sagt Gülen. „Nichts ist verborgen.“ Die Aktivitäten von
„Hizmet“ fänden in aller Öffentlichkeit statt, mit Menschen aus allen Bereichen des Lebens, aus allen
Nationen und Religionen. Sie seien durch die staatlichen Behörden genehmigt, und diese
kontrollierten sie auch. „Ich würde gerne wissen, was daran intransparent ist.“

Über Bildung und Schulen laufe der Weg, damit ein Mensch einen konstruktiven Beitrag zu seiner
Familie, der Gesellschaft und der Menschheit leiste, sagt er. „Außerdem bin ich überzeugt, dass wir
als Geschöpfe Gottes nur durch eine weltliche und spirituelle Bildung zur vollen individuellen Reife
gelangen.“ Ein Leben lang hat Gülen diese Ideen gepredigt, rief zum Bau von Schulen auf. Gebaut
werden sie von Unternehmern, die sich von Gülen inspiriert fühlen. Er selbst ist an keiner von ihnen
Gründungs- oder Vorstandsmitglied.

Dass immer wieder das Stichwort „Unternehmer“ auftaucht, hat nicht nur mit Geld zu tun. Gülen
predigt seinen Anhängern, als Unternehmer erfolgreich zu sein. Mit Erfolg. Auf Gülen beruft sich ein
großer türkischer Unternehmerverband, der Aufschwung Anatoliens ist mit seinem Namen verknüpft.
„Ich habe immer dazu aufgerufen, einen aufrichtigen Unternehmergeist zu haben“, sagt Gülen. Den
Unternehmern rate er zu einem bedachten Risiko, er ermutige sie zu investieren und im Ausland zu
expandieren. „Stets erinnere ich sie auch an ihre soziale und gesellschaftliche Verantwortung.“ Und er
hält einen Ethos des ehrlichen Kaufmanns für sie bereit: sich von Betrug, Spekulationen und
Schwarzmarkthandel fernzuhalten, für Vertrauen und Sicherheit zu stehen, die Gaben Gottes nicht
verschwenderisch auszukosten, nicht habgierig zu sein, die Rechte der Arbeiter zu respektieren, nicht
zu vergessen, dass die Gesellschaft, in der sie lebten, ebenfalls einen Anteil an ihren Gewinnen habe,
und im Bewusstsein zu leben, dass letztendlich alles von Gott komme.

Stipendien in Höhe von vier Millionen Dollar
Tevfik Emre Aksoy ist einer dieser Unternehmer, die nach Gülens Konzept der Gottgefälligkeit
handeln. Als Bauunternehmer brachte er es im New Yorker Stadtteil Brooklyn zu Wohlstand.
Erfolgreiche Selbständige wie er spenden einen erheblichen Teil ihres Einkommens an die
Organisationen der „Hizmet-Bewegung“. Sie finanzieren sie damit. Mit vier anderen Selbständigen
sitzt er im Vorstand der Amity School von Brooklyn. Die Schulgebühren decken einen Teil des
laufenden Haushalts, den Rest und vor allem die laufenden Investitionen übernehmen Spender wie
Aksoy.

In das Tagesgeschäft des Schuldirektors Cengiz Karabekmez greift der Wohltäter nicht ein.
Dreihundert Schüler besuchen die 1999 gegründete Schule, hundert leben im angeschlossenen
Internat. Sie stammen aus 17 Nationen und fünf Glaubensgemeinschafen, viele aber mit Wurzeln in
der Türkei. Die Schule wirbt damit, dass seit Jahren alle Absolventen einen Studienplatz bekommen.
Die besten gehen nach Harvard, Columbia und Yale. „Die fünfundzwanzig Absolventen des letzten
Jahrgangs haben Stipendien in Höhe von vier Millionen Dollar eingesammelt“, sagt Karabekmez
stolz.

Schwerpunkt Naturwissenschaften
Schwerpunkt ist, wie in allen „Gülen-Schulen“, die Vermittlung der Naturwissenschaften. „Einen
Glauben drängen wir nicht auf“, sagt Karabekmez. „Wir sind ja keine religiöse Schule.“ Das
Schulfach „Charaktererziehung“ vermittle universale Werte wie Respekt, Nächstenliebe und
Arbeitsethik. Die meisten der 36 Lehrer sind amerikanische Staatsbürger. Sprachprobleme? Gewiss,
manche Eltern sprächen nur wenig Englisch, sagt eine Lehrerin. „Die Gemeinschaft in der Schule
sorgt aber dafür, dass schon in der ersten Klasse jeder gut Englisch spricht.“
Der Englischlehrer Adamir kennt Deutschland und die Vereinigten Staaten - nur wer Gülen ist, weiß
er nicht. Adamirs Eltern waren mit den Kindern vor dem Krieg auf dem Balkan zunächst nach
Deutschland geflohen, vor zwölf Jahren ließen sie sich in New York nieder. Auch den Namen
„Hizmet-Bewegung“ hat er nie gehört. Die Amity-Schule ist für ihn die richtige, weil er hier als
Lehrer mehr Mitsprachemöglichkeiten hat als an anderen Schulen. Gottgefälligkeit drängt sich nicht
auf. „Gott liebt jeden Menschen“, sagt Aksoy, der Unternehmer und Spender. „Besonders liebt Gott
aber die guten Taten eines Menschen.“